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MIKE H. KEMPER

Email: herrkemper@aol.com




von
S. Wampman


Warum Fußball besser ist

Alle 20 Jahre im Leben eines Fußball Fans.
Hopa, hopa Reiter mit Tante Anne. Und dann ist der Ball drin.
Nein, nichts sexuelles.
Immer sagten sie : du bist noch so klein und wenn du groß bist, sind wir alle tot und du erbst all das viele Geld.
Immer wieder sagten sie das, Tante Anne, seine Mutter und manchmal auch sein Vater.
Und schließlich glaubte er es dann.
Der Zweifel hat ein Ende.
The times of doubt are over.
Zum Glück änderte es nicht soviel in seinem Leben, wie das erste Spiel alle 20 Jahre.
1972. EM in West-BRD. Deutschland - England.
Mit 12 ist die Welt längst nicht mehr in Ordnung. Früh entwickelte er sich zum Humanisten.
Da ja sein finanzielles Leben bis zum Tod geregelt war, konnte er sein halbes Taschengeld, 22 D-Mark, jeden Monat für ein Kind in Indien spenden. Das reichte um einen halben Menschen 30 Tage zu versorgen. Wie jeder weiß sind Kinder nur halb so groß wie Erwachsene. Die Tanten und Cousinen der Tanten lobten ihn beim Kaffeekränzchen, über die Sahnetöpfchen hinaus.
So was tolles, selber noch ein Kind, sein halbes TG, wo andere in dem Alter schon alles für Zigaretten Ausgaben. Aber so toll, dass sie sich selber von einem wenig ihres Geldes trennten, schien die Idee dann doch nicht zu sein.
Alles war möglich.
EM 1972 . Mit 12 wehrte er sich noch gegen diese deutscheste aller Spiele, wie mit 18 gegen Bier. Nur so schaute er das Match gegen England im 8ten von 12 Stockwerken in einem der 2 schönen , neuen, strahlend weiß gestrichenen Hochhäuser. Die gleiche Wohnung kostete pro Etage 10DM mehr, also im 8ten Stock zahlten seine Eltern 80DM im Monat mehr als die Leute im Erdgeschoss. Der Aussicht wegen. Damals gab es noch viele Kinder . Auch seine Liebe wohnte im anderem Haus.
20 Jahre später heiratete er sie und endlich, endlich stillte er sein Verlangen bei + mit ihr.
Und ein Sohn wurde geboren.
Vom Spielverlauf gelangweilt verließ er die Wohnung und bleibt im Balkon des Treppenhauses, nach Norden hin. Gelangweilt, leer, einfach neutral, aber offen. Und dann vibrierte das Metallgelände unter seiner Hand. Ganz, ganz leicht bebt das riesen Haus. Tor !!! kam der Schrei vom anderen Hochhaus herüber, vermischte sich mit diesem einem Wort, aus allen Fenstern , allen Ritzen, ja bestimmt durch die Mauer , schallend aus seinem Haus. Ein Männergebrüll , ohne Hinterhalt, ohne Schlechtes. Das entladen von Spannung + Hoffnung, an die man nicht glaubt die eigentlich fast unmöglich ist und doch ist es passiert und alle Männer in diesen 2 Hochhäusern erlebten das Gleiche. Und da wusste er ; wenn etwas 2 Hochhäuser in Einigkeit zum schwanken bringt, , nur durch die Kraft des befreiten Gefühls, dann musste es mehr sein als ein Spiel wo 22 Männer hinter einem Ball herlaufen. Und er hatte recht.
Verliebt, 20 Jahre gewartet, geheiratet und dann starb sie.
Seit Jahren hat er nicht mehr von Ihr geträumt, dankbar dafür, denn es sind Alpträume gewesen. Nach ihrem Tod vielleicht jede Woche, dann einmal im Monat, schließlich alle paar Monate, und dann gar nicht. So sollte es sein. Die Zeit..... Den Tod seiner Mutter schüttelt er ab wie ein nasser Hund das Wasser, denn auch das steckt er weg. Bukowski sei dank.
Und dann war sie wieder da, nach dem altem Muster, da und doch irgendwie unerreichbar, fast genauso als sie noch körperlich den Raum ausfüllte.
Zuerst saßen alle zusammen, schauten fern, vielleicht sogar Fußball. Der erste ging, der Zweite, dann auch sie ohne Abschied.
Unfähig los zulassen sucht er ihre Wohnung und findet das Namensschild, kaum zu entziffern. Ein Mann sagte, ja, da musst du klingen und er drückt für ihn.
Sie antwortet , er sagt er wolle nur mal sehen ob alle ok ist. Er glaubt den Türsummer zu hören, aber die Haustür ist sowieso auf. Arbeiter streichen alles an, die meisten Wohnungstüren auf ihrem Stock sind auf.
Der Tod der Mutter bedeutet den Aufstieg in die erste Liga der Lebenszeit. Die Beschäftigung mit diesem Thema lässt die alten Wunden wieder aufbrechen und fast vergessene Träume sind wieder da. Darauf kann ich verzichten.

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