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MIKE H. KEMPER

Email: herrkemper@aol.com




von
S. Wampman

Die Hörner der Kuh



"Die Hörner müssen nur schön sauber blitzen, dann klappt das auch mit der Milch."
"Verstehe ich nicht."
Sie hielt kurz inne, als ob sie selbst ihren Worten nach lauschte.
"Wieso nicht ? Ist doch ganz klar ! Wenn die Kuh sich wohl fühlt, und mit sauberen Hörnern fühlt sie sich wohl, dann gibt sie auch gesunde Milch, ist doch logisch, oder willst du vielleicht ungesunde Milch haben ?"
Hübsch ist sie schon, diese Frau. Auch nicht so lahmarschig wie so viele.
Das hat er Ihr oft gesagt, auch nachdem sie schon lange kein Paar mehr waren, sondern nur Freunde.
"Eine gesunde Kuh gibt bestimmt gesunde Milch,..."gab er zu.
"Na, siehst du, sag ich ja."
"Aber es kommt doch eigentlich mehr auf den Euter an und Zustand des ganzen Körpers ,..."
"Und die Hörner gehören nicht zum Ganzem ? oder was ?"
So ähnlich lief es immer.
Mitten im Satz , in seiner logisch aufgebauten Argumentation, ohne zum Abschluss gekommen zu sein.
"Sicher, die Hörner gehören zum Ganzem, aber",
schnell bevor sie sagt, siehst, sag ich ja, und damit das Problem als kein Problem löst,
"sagen wir mal durch einen unglücklichen Umstand verliert die Kuh beide Hörner, dann gibt die doch immer noch Milch, oder etwa nicht ?"
Das `etwa nicht` hätte er sich lieber gespart , es greift sie an.
"Warum soll die arme Kuh denn ihre Hörner verlieren, das ist doch gemein, und was hat das denn mit der Milch zu tun?"
"Eben,sag ich ja. Garnix, die Hörner an sich , obwohl ein Teil der Kuh und als Teil der Kuh , wie eben auch alle anderen Teile, haben, aber doch nur zu einem winzigem , unwichtigem Teil, mit der Milch zu tun,"
"Aber," es hat ihr nie etwas ausgemacht zu unterbrechen.
"Moment, lass mich eben noch zu Ende ausführen."
Die Kuh steht unbeweglich da. Auf der grünen Wiese. Sie nimmt ein neues Tempotaschentuch und diesmal entfernt sie nicht eigentliche Schmutz stellen sondern poliert das Horn mit der Hand umschließend schnell hoch und runter.
Das macht ihn an und kurz verliert er seine Logik kette.
"Aber, obwohl eine Kuh, die krank und ungepflegt ist, wahrscheinlich keine gute Milch abgibt, kann Mensch nicht darauf Rückschließen dass, wenn nur ein Horn, oder auch beide, leicht" ,schnell schnell, keine Pause für sie lassen,"oder auch stark verschmutzt sind, heißt das nicht zwangsläufig, ja sogar noch nicht einmal in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang stehend, die Milch schlecht ist. Im Umkehr kannst du also wirklich nicht sagen, das wenn die Hörner blitzend sauber sind, die Milch besser ist." Das war logisch, da muss sie zustimmen.
"Das hast du aber schön gesagt, und du hast bestimmt recht. Aber lass mich doch die Hörner sauber machen, das kann doch wohl nicht schaden, der Kuh ? "
Jetzt nimmt sie sich das andere Horn vor.
"Nein, schaden wohl nicht."
"Wenn es nicht schaden kann , dann kann es doch logischerweise nur helfen, und mehr sag ich ja gar nicht."
Eigentlich ging es gar nicht um die Hörner einer Kuh, sondern um ihren Computer.
An diesem Tag war er in ihr großes Haus eingezogen. Schon lange vermietete sie Zimmer an Studenten, nahm von der Stadt Pflegekinder für Monate auf, oder manchmal auch Geschäftsleute die ein paar Wochen in der Gegend zu tun hatten und die Kosten runter halten wollten.
Er, durch Umstände vorübergehend obdachlos, wollte ein beheiztes Zimmer und ein Dach über seinem Kopf.
Nun ja, und eigentlich schon ziemlich gern auch vollen Zugang zu ihrem Computer, schließlich hatte sie eine Flatrate. Die musste Mensch doch ausnutzen.
Ihr Pflegekind 5 x die Woche von der Schule abholen + 50 Euro im Monat, im Gegenzug wohnen in der kleinen Wohnung, unterm Dach, 2 Zimmer mit Fernseher, vollen Zugang zur gemeinsamen Küche als auch zum Wäschekeller.
Eigentlich ganz ok.
"Du hast doch ne Flatrate, da kann ich doch solang ich will ins Internet ?"
"Was ? Eine was ? Ach so, Flarrate, ja ja, aber nee, das geht nicht," und ohne Luft zu holen " der funktioniert nicht, äh, nur manchmal. Da komme nur ich mit klar. Da ist soviel drauf und wenn der dann abstürzt, das geht nicht, da sind wichtige Sachen von meiner Arbeit drauf. Aber es gibt ein Internetkaffee gleich um die Ecke und gaaanz billig."
Er war ziemlich betroffen.
"Ach so, das ging ja zur Not, aber was ist denn dran, vielleicht kann ich ja mal...!"
"Nein, bloß nicht", sie schrie entsetzt auf, wechselte in ein kurzes hysterisches Lachen, "du hast doch auch keine Ahnung."
"Also ich mach schon seit Jahren damit rum und so ganz blöd..."
"Aber beruflich machst du das doch nicht ?"
"Nein, aber..."
"Nee, dann nicht, sonst geht der noch ganz kaputt und ich muss dann einen neuen kaufen. Das verstehst du doch ?"
Ihren Gesicht sah er an, er war so gut wie geschlagen. Ein letzter Versuch, nur noch eine Kugel im Lauf.
"Was hast du denn dran gemacht ?"
"Alles. Ich habe alles sauber geputzt. Monitor, den Kasten und die Tastatur. Und alle Stecker und Anschlüsse feste rein gedrückt."
Triumphierend lächelt sie.
"Ähh..." einen Einwand unvollendet. "Und außerdem ist er total voll gestopft, deswegen ist der bestimmt auch so langsam. Vielleicht muss ich mir bald einen Neuen schenken lassen."
"Ja, ok. Aber dann kann ich doch ein paar löschen, dann ist wieder Platz, noch und nöcher !" fast wollte er innerlich schon jubeln, denn löschen konnte er nun wirklich.
Sie stöhnte auf, bei Gott, mit beiden Händen fasste sie ihr Gesicht, trotzdem kam ein lautes, entsetztes :"Nein, nein nein ! Bist du wahnsinnig ! Das muss ich doch noch alles gebrauchen ! Das habe ich doch nicht aus Jux und Dollerei mir alles stundenlang drauf installiert!" Da war es also, das endgültige AUS.
Eigentlich ging es gar nicht um den Computer, sondern um ihn, bzw. wie sie ihn sah. Und das wiederum musste eindeutig mit seinen Charakter ,wie er den ihr präsentierte, zusammen hängen. Und natürlich schön gemixt mit ihren Erfahrungen eventueller anderer Computer Mitnutzer.
Er blieb 2 Nächte.
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